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Domenico Fontana

Domenico Fontana
Architekt

geb. 1543



Melide
(Vater: Sebastiano; Bruder: Giovanni;
Neffe: Carlo Maderno)
°° Elisabetta Paduschi
gest. 28. Juni 1607 Neapel

Fontana kam mit 20 Jahren nach Rom, wo sich bereits sein älterer Bruder Giovanni aufhielt, und setzte sich dort intensiv mit den altrömischen und zeitgenössischen Architekten und Bildhauern auseinander.

Kardinal Montalto wurde auf ihn aufmerksam und trug ihm auf, in der Basilica Santa Maria Maggiore eine Seitenkapelle zu bauen, die später die Grabmäler der Päpste Sixtus V. und Pius V. aufnehmen sollte. Ganz in der Nähe ließ er von Domenico Fontana 1570 den Palast der Familie Montalto errichten. Nach der Ernennung zum Papst als Sixtus V. im Jahre 1585 beförderte er Fontana zum päpstlichen Architekten, was eine Reihe wichtiger Aufträge mit sich brachte, darunter den Ausbau des Petersdoms und der von Michelangelo entworfenen Kuppel. Unter der Leitung von Giacomo della Porta aus Porlezza und Domenico Fontana waren 800 Arbeiter 22 Monate lang Tag und Nacht im Einsatz, um die riesige Kuppel zu vollenden. Ferner entwarf er Anbauten an den Lateranspalast, der während 1000 Jahren, bis 1308, Residenz der Päpste gewesen war, darunter die Loggia und die Heilige Stiege; sowie im Vatikan die heutigen päpstlichen Wohngebäude und die Bibliothek.

Vatikanische Bibliothek

Vatikanische Bibliothek, Salone Sistino

Einen großen Bekanntheitsgrad brachte ihm die Aufrichtung des Obelisks auf dem Petersplatz im Jahre 1586. Aus einem Wettbewerb, an dem sich 500 Architekten und Ingenieure beteiligten, war er als Sieger hervorgegangen.
Die von ihm angewandte Methode beschreibt er in seinem Buch Della trasportatione dell’obelisco Vaticano e delle fabriche di nostro Signore Sisto V. (Rom 1590).

Fontana-obelisk

Tafel 52 mit Originaltext:
Die Stellage oder Castellum womit vermittelst 40 Erdhaspeln
und darzu nöthigen Flaschenzügen Dominicus Fontana 1586
den größten Obeliscum zu Rom in Vaticano vor der Peters Kirche
aufgerichtet wie ernoch diese Stunde zu sehen
Aus: Leupold, Jacob: Theatrum machinarum.
[Bd 1-9]. Leipzig 1724-1788.

Seine Kenntnisse der Statik riefen allgemeine Bewunderung hervor, sodaß man ihn auch mit der Aufrichtung weiterer Obelisken betraute: auf der Piazza del Popolo, der Piazza Santa Maria Maggiore und der Piazza San Giovanni im Lateran. Die 13 Obelisken in Rom stammten ursprünglich aus Ägypten, z.B. der mit 32 m höchste vor dem Lateran kam aus dem Amun-Tempel in Karnak bei Luxor (ca. 1500 v.Chr.), wurde von Kaiser Constantius II. im Jahre 357 n.Chr. nach Rom gebracht und im Circus Maximus aufgestellt. Fontana fand ihn dort in drei Teile zerbrochen.

Lateran-Obelisk Sockel des Obelisk

Der Lateran-Obelisk
nach den 2008 beendeten
Restaurierungsarbeiten

Inschrift auf dem Obelisken am Lateran:
Eques Dominicus Fontana architectus erexit
Aufgerichtet vom Ritter Domenico Fontana

Daneben richtete Fontana auch altrömische Säulen wieder her, insbesondere die Trajanssäule mit ihren spiralförmigen Reliefs und die Marc Aurel-Säule vor dem Palazzo Chigi.

Insgesamt versuchte Fontana, der mittelalterlichen Stadt mit ihren engen, verwinkelten Gassen ein modernes, einheitliches Gesicht zu verleihen, mit breiten Straßen und großzügigen Plätzen, in deren Mitte die ägyptischen Obelisken und altrömischen Säulen die einstige weltliche und jetzige kirchliche Macht Roms symbolisieren sollten.

Nach dem Tode seines Gönners Sixtus V. arbeitete er noch bis 1592 im Dienst des neuen Papstes Clemens VIII. Doch als man ihm vorwarf, öffentliche Gelder unterschlagen zu haben, verließ er Rom und ging nach Neapel. Dort trat er in den Dienst des spanischen Vizekönigs, der zahlreiche städtebauliche Projekte in Angriff genommen hatte. Für ihn entwarf Fontana neben diversen Kirchen, Palästen und Brunnen auch den neuen Königspalast, mit dessen Bau 1600 begonnen wurde.

Neapel Königspalast

Neapel, Königspalast

Im Rahmen von Grabungsarbeiten für die städtische Kanalisation stieß Fontana im Jahre 1592 auf eine Reihe von Inschriften, die ihn faszinierten. Aber leider interessierte sich an höherer Stelle niemand dafür. Erst 150 Jahre später stellte sich heraus, dass er die Reste von Pompeji entdeckt hatte!

Aus dem Testament, das er 1604 aufsetzte, geht hervor, daß er vier Söhne und drei Töchter hatte und ein reicher Mann war. Nicht nur war er in Rom zum Ritter geschlagen und geadelt worden, er besaß dort und in Neapel mehrere Häuser. Dennoch ermahnte er seine Kinder, mit dem Erbe sorgsam umzugehen und bedachte sogar seinen Geburtsort Melide mit 200 Goldmünzen (scudi d‘oro) für acht mittellose junge Mädchen, um ihnen eine Mitgift und damit Heiratschancen zu ermöglichen.

Begraben ist Domenico Fontana in der Kirche S. Anna dei Lombardi in Neapel. Sein Sohn Giulio Cesare Fontana (1573-1627) führte die angefangenen Projekte zu Ende, zum Beispiel den Palazzo Reale und die ersten Gebäude der Universität von Neapel, in denen heute das Archäologische Museum untergebracht ist. Von den zahlreichen Assistenten und Schülern sind besonders Carlo Maderno aus Capolago und Matteo Castelli aus Melide zu erwähnen, die selbst bedeutende Architekten wurden.

Literatur

Film

Links


© U. Stevens 2012

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