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Antonello Gaggini
Bildhauer | |
geb. 1478 | Palermo |
(Vater: Domenico aus Bissone; Stiefbruder: Giovanni; Söhne: Giandomenico; Antonino; Giacomo; Bonifazio; Vincenzo) °° I. Caterina de Blasco °° II. Antonina Valena |
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gest. 1536 | Palermo |
Portrait: Antonello Gaggini
Aus: Agostino Gallo, Elogio storico di Antonio Gagini, scultore ed architetto palermitano,1821
Antonello Gaggini, auch Gagini geschrieben, war der berühmteste Bildhauer des 16. Jahrhunderts in Sizilien. Er schuf hauptsächlich Statuen, Figurengruppen und Reliefs, aber auch Grabmonumente und andere Bildhauerarbeiten für Kirchen und Privatleute, die in ganz Sizilien und in Süditalien Verbreitung fanden.
Seine frühen Madonnen zeichnen sich durch Eleganz, verhaltene Gesten und sanfte Gesichtszüge aus. Dann aber trat ein Wendepunkt in seiner künstlerischen Laufbahn ein: er hatte das Glück, drei Jahre in Rom zu verbringen, wo er eine Zeitlang auch mit Michelangelo arbeiten konnte. Dabei lernte er nicht nur, mit Marmor umzugehen, sondern auch, den Figuren und Gesichtern einen individuellen Ausdruck zu verleihen, ihre Gefühle und Gedanken wiederzugeben. Höhepunkt seines Schaffens ist die Apsis im Dom von Palermo mit 45 Statuen und 14 Reliefplatten.
Ausbildung und erste Werke
Die Biographie seines Vaters Domenico Gaggini können Sie auf dieser Webseite nachlesen. Dieser hatte sich 1463 endgültig in Palermo niedergelassen und war bald für seine dekorativen Figuren für Kirchen und Klöster bekannt geworden. Schon früh zog er seine Söhne Giovanni, geboren ca. 1470 von der ersten Frau Soprana, und Antonello, aus der zweiten Ehe mit Caterina, zur Mitarbeit in seiner florierenden Werkstatt heran.
Bereits mit 20 Jahren lieferte Antonello selbständige Arbeiten ab: jeweils eine Madonna mit Kind in der Kirche von Bordonaro, heute Stadtteil von Messina, und im Dom von Nicotera, einem Ort in Kalabrien. Ein Beispiel für diese "schönen" Statuen ist die Madonna della Scala im Dom von Palermo.
Aufenthalt in Rom 1504-1506
Antonello Gaggini hielt sich nicht nur oft in der Toskana auf, um in Carrara geeignete Marmorsorten auszusuchen, sondern verbrachte auch
entscheidende drei Jahre in Rom. Dort kam er mit dem nur drei Jahre älteren Michelangelo (1475-1564) in Kontakt, der sich bereits in Florenz
einen Namen gemacht hatte und dessen Beweinung Christi im Petersdom zum Ausgangpunkt einer neuen Art von Marmorskulptur werden sollte.
Was diese Pietà und alle weiteren Werke Michelangelos auszeichnet, ist die Dynamik der Bewegungen und der Ausdruck von Gedanken und Gefühlen. Dies sollte auch zum Leitmotiv für Gaggini werden. Hier ist seine Version des gleichen Themas:
Nach seiner Rückkehr ließ sich Antonello ganz in Palermo nieder. Seine Werkstatt in der Nähe des Doms genoss einen ausgezeichneten Ruf, sodass es nicht an Aufträgen mangelte. Bald eröffnete er eine zweite Werkstatt am Hafen, wo der in Carrara ausgesuchte Marmor eintraf und zuerst grob behauen wurde, und von wo aus die fertigen Werke verschifft wurden.
Die Karte zeigt
die wichtigsten Orte mit Werken
von Antonello Gaggini.
Legende:
1 Palermo
2 Messina
3 Reggio Calabria
4 Vibo Valentina/Nicotera
5 Soverato
Immer häufiger wagte er sich an Gruppen von Figuren, etwa dieses Triptychon mit Johannes dem Täufer (links), der Muttergottes mit Kind und Maria Magdalena.
Was ihn aber von 1509 an bis zu seinem Tod 1536 am meisten in Anspruch nahm, war die Apsis hinter dem Hauptaltar des Doms in Palermo, die als Tribuna di Antonello Gaggini
in die Kunstgeschichte einging.
Die Marmortribüne im Dom von Palermo - das Hauptwerk Antonello Gagginis
Der Tribuna
genannte Aufbau hatte eine Höhe von 25 m und bedeckte die gesamte Apsis des Hauptschiffs des Doms. In drei Reihen übereinander standen, jeweils in einer Nische, 40 Marmorstatuen von Heiligen. Die Reliefs darüber erzählen Geschichten aus ihrem Leben. Dazu kamen 5 weitere große Skulpturen und 14 Engel.
Antonello Gaggini,
Teilansicht der Tribuna
für den Dom von Palermo,
1509-1536
Um einen Gesamteindruck von der Fülle der Figuren zu erhalten, drücken Sie am besten auf diese ausgezeichnete Dokumentation:
La Tribuna di Antonello Gagini
Das Diözesanmuseum von Palermo enthält im Saal VIII eine Rekonstruktion der Tribuna im Maßstab 1 : 10. Die 45 Originalstatuen, die Engel und die Reliefs, die 1797 beim Umbau des Doms abmontiert wurden, sind heute wieder an den Pfeilern und anderen Stellen im Dom von Palermo zu sehen.
Vollendet wurde die Tribuna erst im Jahre 1574 von den Söhnen Antonino, Giacomo und Vincenzo, die in der dritten und dann auch in der vierten Generation den Familienbetrieb weiter führten. Offenbar arbeiteten in ihrer Werkstatt auch andere Bildhauer aus dem Tessin, zum Beispiel Fedele Casella aus Carona, der eine Tochter Antonellos heiratete.
Antonello Gaggini starb im April 1536 in Palermo und wurde, wie sein Vater Domenico, in der Basilika San Francesco dʻAssisi beigesetzt. Dort befindet sich auch ein von ihm gemeisselter Marmoraltar mit der Darstellung des Hl. Georg, der den Drachen tötet.
Antonello Gaggini, Der Hl. Georg tötet den Drachen, 1526, in der Basilika San Francesco dʻAssisi, Palermo, Sizilien
Links
- it.Wikipedia, Antonello Gagini mit umfangreicher Werkliste
- Antonello Gaggini (Treccani)
- it.Wikipedia, Marmortribüne von Antonello Gaggini, Palermo (I)
- Rekonstruktion der Marmortribüne
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