a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z
Giovanni Antonio Viscardi
Architekt |
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geb. 27.12.1645 |
San Vittore, Graubünden (Vater: Bartolomeo; Großvater: Antonio; Mutter: Marta) °° 1675 Maria Magdalena Tognola aus San Vittore |
gest. 9.09.1713 | München |
Portrait des Architekten Giovanni Antonio Viscardi, 1673
Im Besitz der Familie Viscardi-Stevenini, Lugano
Giovanni Antonio Viscardi war Kurfürstlicher Hofbaumeister und gleichzeitig Bauunternehmer in München. Er entwarf vor allem Klöster und Kirchen in Bayern, aber auch Schlösser und Stadtpalais für die Adeligen. Die Dreifaltigkeitskirche in München gilt als sein eigenwilligstes Werk.
Außer in den Bildlegenden wird unser Architekt nachfolgend Antonio
genannt.
Herkunft und Ausbildung
Antonios Vater Bartolomeo Viscardi ist bereits seit 1630 in Bayern nachweisbar, als er für ein Gutachten an den Hof des Kurfürsten von Bayern, Maximilian I. (reg. 1597-1651), gerufen wurde. Von ihm stammt unter anderem das Prämonstratenser-Kloster St. Salvator mit Kirche in Griesbach im Rottal (1633-1644), das leider 1703 vollständig abbrannte.
Kloster S. Salvator in Griesbach im Rottal, Bayern, erbaut von Bartolomeo Viscardi 1633-1644, Stich von Michael Wening
Aus : Beschreibung des Churfürsten- u. Hertzogthumbs Ober- und Nidern Bayrn. Rentamt Landshut – Gericht Griesbach, 1723
Hier soll übrigens das berühmte Salvator Bier erfunden worden sein.
Ferner baute Bartolomeo Viscardi das Augustinerkloster Ranshofen im Innntal (1620-1634), die Kirche St. Sebastian am Ried in Andorf (1635-1638) und in seinem Heimatdorf San Vittore den Palazzo Viscardi, in dem heute das Heimatmuseum (Museo Moesano) untergebracht ist.
Falls es stimmt, dass Bartolomeo bereits um 1654 verstarb, können wir über Antonios Ausbildung nur Vermutungen anstellen. Er besuchte vielleicht zuerst die Schule der Maurerzunft im Nachbardorf Roveredo, wo die Jungen aus dem italienischsprachigen Graubünden (Misox) ab dem 12. Lebensjahr die Grundlagen des Handwerks als Maurer und Stuckateure erlernten. Dann könnte ihn um 1660 ein Architekt als Lehrling aufgenommen haben. In Frage käme Gaspare Zuccalli (1629-1678) aus Roveredo, der seit ca. 1650 im bayerischen Inntal mit Kloster- und Kirchenbauten beschäftigt war, eventuell als Mitarbeiter/Nachfolger von Bartolomeo Viscardi. Insbesondere ist Gaspare und seinem Cousin Cristoforo Zuccalli das Kloster Gars am Inn mit der ersten Barockkirche in Bayern zu verdanken.
Von 1670-1674 wurde nach einem Brand das Kloster Andechs bei München unter Leitung von Gaspare Zuccalli wieder aufgebaut. Es ist also durchaus möglich, dass auch Antonio Viscardi dort mitarbeitete, denn sofort nach der Fertigstellung dieser Klosterbauten übernahm ihn Gaspares Schwager, der Hofarchitekt Enrico Zuccalli, als Palier (Bauleiter) für die Neugestaltung des Wallfahrtsortes Altötting.
Erste Erfahrungen im Dienst des Hofarchitekten Enrico Zuccalli
1674 wird Antonio Viscardi erstmals namentlich als Palier an der Großbaustelle Altötting erwähnt. Drei Jahre später holte ihn Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern (reg. 1651-1679) offiziell nach München, wo es an qualifizierten und vertrauenswürdigen Bauleitern für die zahlreichen Projekte des Hofes, des Adels und des Klerus mangelte.
Kurfürst Ferdinand Maria
und seine Gemahlin
Henriette Adelaide
von Savoyen, 1666
Bayerische
Staatsgemäldesammlungen,
München
Es war dessen Gemahlin Henriette Adelaide aus Turin, die italienischsprachige Baumeister, Künstler und Musiker nach München berief. Zum Dank für die Geburt des ersehnten Stammhalters Maximilian im Jahre 1662 erhielt sie die nötigen Mittel, Schloss Nymphenburg und die Theatinerkirche in Auftrag zu geben. Auch ihr Sohn folgte nach seinem Regierungsantritt als Kurfürst Maximilian II. Emanuel (reg. 1679-1726) dem Geschmack seiner Mutter für italienische Eleganz und Leichtigkeit, die bis heute viele Städte in Bayern prägen.
Viscardi begann also seine Laufbahn 1674 als Palier Zuccallis beim Bau des Wallfahrtsorts Altötting und anschließend von Schloss Lustheim am Stadtrand von München. Bei Hierl-Deronco heisst es: Die Paliere spielen im barocken Bauwesen eine wichtige Rolle, da sie weitgehend auf sich gestellt sind und infolge der seltenen Anwesenheit ihres Bauherrn oder Architekten gezwungen sind, selbständig Entscheidungen zu treffen.
Wallfahrtsort Altötting
1630 brannten mehrere Häuser auf dem Platz mit der Gnadenkapelle - seit dem 15. Jahrhundert Ziel von Wallfahrten zur Muttergottes - nieder. Der Wiederaufbau begann 1646, jedoch entstand die heutige barocke Anlage rund um einen achteckigen Platz erst ab 1673, als Enrico Zuccalli mit der völligen Neugestaltung des Areals betraut wurde. Auf dem Stich von 1720 sieht man im hinteren Teil des Platzes die Gnadenkapelle und vorne den 1635 aufgestellten Brunnen von Santino Solari.
An den Neubauten rund um den Platz waren auch Cristoforo und Gaspare Zuccalli und Antonio Viscardi beteiligt.
Heute sieht die Anlage so aus:
Im Innern der Kapelle werden in 28 Urnen die Herzen bayerischer Herrscher aus dem Hause Wittelsbach aufbewahrt.
Im Dienst des bayerischen Hofes 1678-1689
1678 wurde Antonio zum Hofmaurermeister ernannt. Er war vor allem zuständig für die Überwachung von Umbauten und Renovierungsarbeiten, bis er 1682 von Kurfürst Maximilian II. Emanuel (reg. 1679-1726) einen ersten selbständigen Auftrag erhielt, nämlich das 1614 gegründete Krankenhaus an der Josephspitalstraße neu zu bauen. Das Gebäude steht noch und beherbergt heute das Münchner Stadtsteueramt.
Drei Jahre später, nach der Vollendung des Spitals, erhielt Antonio den Titel Hofbaumeister, den er allerdings 1689 an den Schwiegersohn von Enrico Zuccalli abgeben musste.
Als selbständiger Architekt und Bauunternehmer 1689-1702
Inzwischen hatte sich Antonio jedoch einen guten Ruf als zuverlässiger Baumeister erworben, sodass sich vor allem die relativ wohlhabenden Klöster und die um den Hof kreisenden Adelsfamilien an ihn wandten.
Klöster als Auftraggeber
- Für die Jesuiten baute er 1688-1693 ein Gymnasium in Landsberg am Lech. Nach Auflösung des Ordens im Jahre 1773 beherbergte das Gebäude verschiedene Schulen und dient heute als Neues Stadtmuseum.
Weitere Aufträge seitens des Jesuitenordens betrafen die Renovierung der Michaelskirche in München und den Umbau der Kirche St. Salvator in Augsburg, die 1872 abgerissen wurde.
- Für die Zisterzienser errichtete er ab 1692 eine neue Klosteranlage in Fürstenfeld bei München. Die Schirmherrschaft übernahm Kurfürst Maximilian II. Emanuel, der einen bayerischen Escorial
nach dem Vorbild des Escorial in Spanien verwirklichen wollte.
Allerdings kam der 1700 begonnene Bau der imposanten Klosterkirche schon nach ein paar Monaten zum Stillstand und konnte erst 1716 fortgesetzt werden, als der Kurfürst aus dem Exil in Frankreich zurückkehrte und Antonio bereits verstorben war. Viscardis Palier Johann Georg Ettenhofer vollendete die Kirche, die ab 1723 prachtvoll ausgeschmückt wurde.
- Für das Benediktinerkloster in Metten bei Deggendorf in Niederbayern entwarf Antonio statt der alten Kapelle die Wallfahrtskirche zum Heiligen Kreuz im Ort Loh, deren Bau er ab 1689 leitete. Sie wurde 1706 geweiht und die Innenausstattung um 1770 im Rokoko-Stil erneuert.
Wallfahrtskirche in Loh,
Landkreis Deggendorf,
Niederbayern, erbaut von Giovanni
Antonio Viscardi 1689-1694
- Für den Theatinerorden übernahm er 1692-1695 die Leitung der von Enrico Zuccalli entworfenen Klosterbauten neben der kurz zuvor fertig gestellten Theatinerkirche in München.
Daß Theatiner Closter in München, wie solches von Niedergang gegen Aufgang zu sehen ist
, aus: Beschreibung des Churfürsten- u. Hertzogthumbs Ober- und Nidern Bayrn. Rentamt München, 2. Auflage um 1750
Stich von Michael Wening (1645-1718)
Das nahe der Residenz gelegene Kloster wurde 1801 auf Geheiss des späteren Königs Max I. Joseph geräumt und verschiedene Ministerien darin untergebracht. Im zweiten Weltkrieg fiel fast das gesamte Areal den Bomben zum Opfer.
- Für den Orden der Salesianerinnen entwarf er ein Kloster in der Damenstiftgasse in München, das ab 1690 unter Leitung seines Paliers Johann Georg Ettenhofer erbaut wurde. Das Klostergebäude neben der später errichteten Damenstiftskirche dient heute als Schule.
- Für den Prämonstratenser-Orden vollendete er 1707 das Kloster Schäftlarn in Oberbayern.
Heute beherbergt das Kloster ein von Benediktinern geleitetes Gymnasium mit rund 450 Schülern.
Zwischenspiele: Adelige Auftraggeber
Dank seinem Organisationstalent als Bauunternehmer mit mehreren Palieren und bis zu 150 Mitarbeitern konnte Antonio verschiedene Projekte gleichzeitig betreuen. Neben der Bauleitung für zwei neue Pavillons beim Schloss
Nymphenburg und für die Wiederaufnahme der Arbeiten an Schloss Schleissheim bei München erfüllte er auch die Wünsche verschiedener Adelsfamilien nach repräsentativen Landsitzen.
- Herzog Maximilian Philipp von Bayern und seine Gemahlin Mauritia Febronia beauftragten Viscardi 1695, das sogenannte Kleine Schloss Türkheim zu entwerfen. Es liegt in der Mitte der Stadt Türkheim im Allgäu und dient heute nach 10-jähriger Renovierung für Ausstellungen und als Café.
- Graf Ferdinand Lorenz von Tilly ließ 1699–1707 die Burg Helfenberg in der Oberpfalz in ein Barockschloss umbauen, von dem leider nur noch die Ruinen stehen. Hans Georg Asam, der Vater der berühmten Maler Cosmas Damian und Egid Quirin Asam, hielt es auf einem Altarbild fest:
Schloss Helfenberg
bei Velburg in der Oberpfalz,
erbaut von
Giovanni Antonio Viscardi
1699-1707
Ausschnitt aus einem Altarbild
von Hans Georg Asam
in der Pfarrkirche von Lengenfeld
bei Velburg
- Für Graf Franz von Haunsperg errichtete Viscardi 1695-1700 das Schloss Hofberg in Oberköllnbach bei Landshut, das gerade zu einem Kunst- und Kulturzentrum ausgebaut wird. Auf der Webseite heisst es: Das Hauptgebäude besticht nicht nur durch die architektonische Gestaltung, sondern in seinem Inneren auch durch ein wohnliches Ambiente. Die Repräsentationsräume sind mit qualitätsvollem Stuck ausgestattet. Hervorzuheben sind vor allem der sog. Rittersaal mit kunstgeschichtlich wertvollen Deckengemälden, ein bezaubernder kleiner Theatersaal und die reizvolle, ehemals gotische Kapelle, deren Chorraum kurz vor 1700 barockisiert wurde. Das Schloß wird seit einigen Jahren renoviert. Nach dem Abschluß der Restaurierungen sollen die kunsthistorisch interessanten Räume des ersten Stockes - als Schauräume eingerichtet - der Öffentlichkeit gezeigt werden. Im zweiten Stock wird die Bibliothek des Ikonenmuseums mit ca. 30.000 Bänden und der ihr angeschlossenen Graphiksammlung integriert, um Wissenschaftlern und Interessierten zugänglich zu sein. Eine relativ umfangreiche Portraitsammlung (Ölgemälde und Graphiken) russischer Zaren und Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen ist ebenfalls im Schloß untergebracht. Das gesamte Schloßareal wird zukünftig als Kunst- und Kulturzentrum genutzt werden.
- Für die verwitwete Gräfin Maria Adelheid Theresia von Rivera-Preysing erbaute er 1712 ein Palais in Erding bei München. Es befindet sich heute in Privatbesitz.
Höhepunkte: Antonio Viscardis Kirchenbauten
Dass sich Antonio ab 1700 plötzlich intensiv mit Kirchenbauten befasste, lässt auf Inspirationen durch Reisen nach Italien und das Studium von Architekturtraktaten, etwa von Carlo Fontana schließen. In Frage kämen die Jahre 1696-1697, als Viscardi gerade als Bauleiter des Theatinerklosters in München entlassen worden war, noch dazu ohne Bezahlung des Lohns für seine dreijährige Arbeit! Er war damals in seiner Heimat San Vittore gemeldet und könnte die freie Zeit genutzt haben, um sich weiterzubilden. Denn plötzlich entwirft er mehrere Kirchen, die klar auf römische Vorbilder hinweisen.
Klosterkirche Neustift in Freising
Für den Prämonstratenser-Orden in Freising baut er die Klosterkirche Neustift. Die Säulen, Bögen und Gesimse ergeben spannungsreiche Kontraste und verleihen dem lichtdurchfluteten Raum eine besondere Leichtigkeit und Lebendigkeit.
Ehemalige Klosterkirche Neustift, heute Pfarrkirche St. Peter und Paul, erbaut von Giovanni Antonio Viscardi 1700-1715
Zu den Säulen, mit denen Antonio von nun an seine Kirchenräume gliedert, regte ihn vielleicht die Kirche San Carlo alle Quattro Fontane von Francesco Borromini (siehe dessen Biographie auf dieser Webseite) in Rom an.
Obwohl die Klosterkirche Neustift 1751 bei einem Brand zum Teil zerstört wurde, blieb der architektonische Gesamtentwurf Viscardis erhalten. Dank der Neugestaltung der Innendekoration durch die damals bedeutendsten Künstler entstand in den folgenden dreißig Jahren eine der schönsten Rokokokirchen in Bayern: mit Deckengemälden von Johann Baptist Zimmermann, Stuck von Franz Xaver Feichtmayr d.J. und Figuren von Ignaz Günther.
Mariahilfkirche in Freystadt, Oberpfalz
Auftraggeber war der uns bereits bekannte Graf Ferdinand Lorenz von Tilly, der als Nachkomme des Feldherrn Johann T'Serclaes Graf von Tilly (gest. 1632) große Ländereien in der Oberpfalz besaß.
Im Gegensatz zur oben gezeigten Kirche entschied sich Viscardi hier für einen Zentralbau in Form eines griechischen Kreuzes mit einer Kuppel in der Mitte.
Wallfahrtskirche Mariahilf
in Freystadt, Oberpfalz,
erbaut von
Giovanni Antonio Viscardi
1700-1710;
das Franziskanerkloster
im Vordergrund
entstand 1710-1714
Kupferstich von 1770
Vielleicht hatte er die beiden Kirchen an der Piazza del Popolo in Rom gesehen, beide mit einem ovalen bzw. runden (die rechte) Grundriß und einer Kuppel.
Rom, Piazza del Popolo, Basilika Santa Maria di Montesanto und Santa Maria dei Miracoli (rechts), erbaut von Carlo Rainaldi, Gian Lorenzo Bernini und Carlo Fontana 1662-1679
Santa Maria dei Miracoli ist, wie die Mariahilfkirche, der wundertätigen Gottesmutter geweiht. Ihre Kuppel erbaute der Tessiner Carlo Fontana (1638-1714) aus Novazzano, der zahlreiche Schüler hatte und vielleicht auch Antonio Viscardi in seine Werkstatt aufnahm. Bei Fontana lernten später so berühmt gewordene Architekten wie Lucas von Hildebrand, Bernhard Fischer von Erlach, Filippo Juvarra und James Gibbs. Er verstand es, seine Bauten einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, indem er umfassende Begleitmaterialien und Illustrationen zu seinen Bauvorhaben veröffentlichte.
Wallfahrtskirche Mariahilf in Freystadt, Oberpfalz, erbaut 1700-1710 von Giovanni Antonio Viscardi, Stuckaturen von Pietro Francesco Appiani, Fresken von Hans Georg Asam und seinen Söhnen Cosmas Damian und Egid Quirin Asam
Auch hier dominieren wieder die Säulen, die zusammen mit den umlaufenden Emporen den Raum auflockern.
Die Kuppel hat große Ähnlichkeit mit derjenigen in der oben erwähnten Kirche Santa Maria dei Miracoli in Rom.
Kuppel
der Wallfahrtskirche Freystadt,
erbaut von
Giovanni Antonio Viscardi
1700-1710
Die gleichen Maler wurden auch für das letzte Werk Viscardis verpflichtet, die Dreifaltigkeitskirche in München.
Dreifaltigkeitskirche in München
Für die Münchner Bürgerschaft entwarf Antonio Viscardi 1706 eine Kirche mitten in einer Häuserzeile der Altstadt, als Fürbitte für die Verschonung der Stadt im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714). Mit dem eigentlichen Bau wurde 1711 begonnen, die Fertigstellung erfolgte nach Viscardis Tod durch Johann Georg Ettenhofer.
Wegen Platzmangels musste die Fassade nach hinten geknickt werden, wodurch sich im Laufe des Tages ungewöhnliche Licht- und Schatteneffekte ergeben.
Als Vorbild mag die leicht nach vorne gebogene Fassade der Kirche San Marcello al Corso in Rom gedient haben.
Im Innern hat sie, wie die Mariahilfkirche in Freystadt, die Form eines griechischen Kreuzes.
Grundrisse von Zentralbauten:
1. Rotunde 2. Griechisches Kreuz
3. Oktogon 4. Kleeblatt
(Trikonchos).
Zum Vergleich:
5. Längsbau (Lateinisches Kreuz)
Dreifaltigkeitskirche in München,
erbaut nach Plänen
von Giovanni Antonio Viscardi
1711-1718; Deckengemälde
von Cosmas Damian Asam
Als einzige Kirche in der Münchner Innenstadt blieb sie während des Zweiten Weltkrieges von den Bomben verschont.
Familie und Nachfolger
Antonio hatte Anfang 1675 in San Vittore Maria Magdalena Tognola geheiratet. Zwei Jahre später zog er mit seiner Frau und dem kleinen Sohn Bartolomeo nach München und ließ sich im Stadtzentrum, in der heutigen Maffeistraße 8, nieder. Die weiteren fünf Kinder wurden in der nahe gelegenen Frauenkirche getauft.
1678 wurde Antonio zum Hofmaurermeister und 1685 zum Hofbaumeister ernannt. Von 1689-1702 wirkte er als freier Architekt meist für Klöster und Adelige, danach bis zu seinem Tod 1713 wieder als Hof- und Landesbaumeister.
Für die Betreuung der weit auseinander liegenden Baustellen ernannte Antonio eine Reihe von Palieren, die später, wie etwa Johann Georg Ettenhofer, selbst gute Architekten wurden. Besonderen Einfluss übten Viscardis Kirchenbauten auf die bayerischen Hofbaumeister Johann Baptist Gunetzrhainer (1692-1763) und Johann Michael Fischer (1692-1766) aus, zum Beispiel auf dessen Fassade der Basilika in Ottobeuren.
Beerdigt wurde Antonio Viscardi am 9. September 1713 auf dem Franziskaner-Friedhof am heutigen Max-Joseph-Platz neben der Residenz in München, der wie alle anderen innerstädtischen Gottesäcker
1775 offiziell aufgelöst wurde.
Zu Antonios Ehren erhielt der Durchgang zwischen der Theatinerstraße und der Residenzstraße, gleich hinter der Feldherrnhalle, den Namen Viscardigasse. Warum sie im Volksmund auch Drückebergergasse hieß, können sie im letzten Link nachlesen.
Literatur
- Hierl-Deronco, N., Es ist eine Lust zu bauen. Von Bauherren, Bauleuten und vom Bauen im Barock in Kurbayern-Franken-Rheinland, Druckhaus Köthen 2001
- Lippert K.L., Giovanni Antonio Viscardi 1645-1713. Studien zur Entwicklung der barocken Kirchenbaukunst in Bayern, Verlag Franz X. Seitz & Val. Höfling, München 1969
- Schmidle K., Die Wallfahrtskirche Maria Hilf bei Freystadt und die Dreifaltigkeitskirche in München · Zwei Hauptwerke des Architekten Giovanni Antonio Viscardi (1645-1713), Diss. München 2014
- Thieme-Becker Künstlerlexikon, Bd. XXXIV, S. 401-403
Links
- Giovanni Antonio Viscardi
- Gaspare (Kaspar) Zuccalli
- Baudenkmäler in Altötting
- Wallfahrtskirche in Loh, Niederbayern
- Kloster Neustift, Freising
- Kloster Fürstenfeld
- Wallfahrtskirche Mariahilf, Freystadt
- Basilika Santa Maria dei Miracoli, Rom
- Carlo Fontana
- Dreifaltigkeitskirche München
- Viscardigasse in München
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