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Lazaro Agustoni
Architekt |
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geb. ca. 1570 |
Monte oder Genua (Vater: Antonio; Grossvater: Taddeo; Sohn: Donato) °° Elisabeth (gest. 27. März 1632 in Monte) |
gest. 9. Mai 1642 | Monte |
Lazaro Agustoni war ein Architekt aus Monte, im letzten Zipfel der Schweiz am Ausläufer des Monte Generoso gelegen. Es sind nur ein paar Kilometer bis zum italienischen Val d'Intelvi, aus dem zahlreiche berühmte Architekten und Künstler stammen.
Viele Mitglieder der beiden weit verzweigten Familien Agustoni und Bossi aus Monte arbeiteten in den verschiedensten Bauberufen, zuerst in Genua und dann in Deutschland und Tschechien. Um 1600 finden wir in Genua die Architekten Bernardino und Pietro Francesco Agustoni. Lazaro könnte bei ihnen gelernt haben. Nach Deutschland kam er eventuell durch Vermittlung von Giovanni Bonalino aus Roveredo (GR), der am Hof der Fürstbischöfe von Würzburg für Kirchenbauten im Bistum zuständig war.
Seinen Ruf begründete Lazaro mit dem Umbau des spätgotischen Kiliansdoms in Würzburg.
In den Jahren 1606-1608 überzog er das Langhaus und das Querschiff mit einem neuen Gewölbe. Leider können wir uns nur anhand seiner nachfolgenden Arbeiten vorstellen, wie es ausgesehen haben mag, denn große Teile des Doms stürzten im Winter 1946 ein, eine Folge des verheerenden Bombenangriffs auf Würzburg am 16. März 1945. Hier ist ein Beispiel eines Rippengewölbes, das er 1610-13 in der Wallfahrtskirche Maria im Sand in Dettelbach, 20 km östlich von Würzburg, gestaltete.
Der barocke Gnadenaltar stammt übrigens von Agostino Bossi, einem Neffen des Stuckateurs Antonio Giuseppe Bossi aus Porto Ceresio (I), der das Würzburger Schloß ausschmückte.
Von 1617-20 baute Lazaro Agustoni auch das Kloster in Dettelbach, das heute noch existiert, im Gegensatz zu Kloster und Kirche Unterzell in Zell am Main bei Würzburg, die er 1609-1611 errichtet hatte. Seit der Auflösung des dortigen Klosters im Jahre 1803 dienen die Gebäude als Wohnungen, die Kirche brannte 1945 ab.
Ein weiteres Beispiel seiner Kunst des Gewölbebaus ist die Klosterkirche Michaelsberg in Bamberg, mit deren Neubau er nach dem Brand von 1610 beauftragt wurde.
Bewundernswert ist auch der Himmelsgarten
, die 580 Pflanzen und Tiere, die im Jahre 1617 von vier Künstlern auf die Decke gemalt wurden. Alle sind botanisch exakt ausgeführt, darunter sogar exotische
Gewächse wie Baumwolle, Tabak und Ananas, sowie Sträucher, die erst im 16. Jahrhundert über den Naturforscher Carolus Clusius nach Bamberg kamen, etwa Jasmin und Flieder.
Sehr speziell ist die auf einem Felsen stehende Wallfahrtskirche St. Pankratius in Gügel bei Bamberg, zu der man über eine Treppe und eine Terrasse emporsteigt. Lazaro errichtete sie 1610-18 zusammen mit dem bereits erwähnten Giovanni Bonalino.
Übrigens blieb Bonalino in Scheßlitz hängen: er heiratete zum zweiten Mal und wohnte dort bis zu seinem Tod im Jahre 1633.
1628 ist Lazaro in Prag erwähnt, zusammen mit seinem Bruder? Francesco. Jedenfalls blieben die Nachkommen eines Francesco in Tschechien, und dessen Neffe Giacomo Agustoni sen. wurde ein bedeutender Architekt in Pilsen.
Literatur
- Michel, A.: Der Graubündner Baumeister Giovanni Bonalino in Franken und Thüringen, Verlag Degener, Neustadt/Aisch 1999
- Schock-Werner, B.: Die Bauten im Fürstbistum Würzburg unter Julius Echter von Mespelbrunn, 2005
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